Leopard Ecology & Conservation Leopard and Lion Research

Ernährung von Leoparden und Löwen in der Kalahari

Grosskatzen in einer sich wandelnden Welt
Leoparden und Löwen gehören zu den bekanntesten Tierarten der Kalahari. Doch ihr Überleben hängt von einem empfindlichen Gleichgewicht ab – zwischen Beutetieren, Menschen und der Umwelt. Um sie zu schützen, müssen wir zuerst verstehen, was sie fressen, wie sie jagen und wie sich ihre Entscheidungen je nach Jahreszeit und Landschaft verändern. Genau das ist das Ziel dieses Projekts: Es wirft ein Licht auf das Leben dieser Grosskatzen und hilft gleichzeitig, dass Menschen und Wildtiere Seite an Seite leben können.
Jagdverhalten ist alles andere als zufällig. Es wird von vielen Faktoren beeinflusst – von der Verfügbarkeit der Beutetiere, von Wasserquellen, der Vegetationsdichte und selbst von den Risiken, die Menschen an den Grenzen der Schutzgebiete darstellen. Indem wir Leoparden und Löwen genau folgen, gewinnen wir entscheidende Einblicke in die Beziehung zwischen Räuber und Beute. Dieses Wissen ist die Grundlage für den Naturschutz und die Erarbeitung von Strategien für ein konfliktfreies Zusammenleben.

Wie wir Löwen und Leoparden folgen
Im Zentrum dieses Projekts steht die Kombination aus modernster Technologie und traditionellem Wissen. Ausgewählte Leoparden und Löwen im Schutzgebiet werden mit GPS-Halsbändern ausgerüstet. Diese zeichnen Tag und Nacht ihre Standorte auf und ermöglichen es unseren Forschern, Bewegungsmuster über riesige Wildnisgebiete hinweg zu erkennen. Bleibt ein Löwe oder Leopard mehrere Stunden an einem Ort, ist das oft ein Hinweis auf einen Riss. Dann macht sich unser Feldteam auf den Weg, um den Ort zu untersuchen. Erfahrene San-Tracker, bekannt für ihre Fähigkeit, feinste Zeichen im Sand zu deuten, bestätigen, ob tatsächlich eine Jagd stattgefunden hat. Gemeinsam dokumentiert das Team, welche Tierart erbeutet wurde, wie das Fressverhalten aussah und ob andere Raubtiere oder Aasfresser beteiligt waren. Diese Methode verbindet moderne Wissenschaft mit uraltem Wissen. Die Technologie liefert die Hinweise – aber es ist die menschliche Erfahrung vor Ort, die die Geschichte lebendig macht. Jeder bestätigte Riss ergänzt unser Bild davon, wie Leoparden und Löwen in der Kalahari überleben.

Löwen: soziale Jäger der Savanne
Löwen sind die einzigen wirklich sozialen Katzen. Sie leben in Rudeln und jagen oft gemeinsam. Diese Zusammenarbeit erlaubt es ihnen, grosse Beutetiere wie Antilopen oder sogar Giraffen zu erlegen. Gleichzeitig macht sie dieses Sozialverhalten flexibel – wenn die Nahrung knapp wird, kann ein einzelner Löwe auch kleinere Beute jagen oder sich an Nutztiere in der Nähe von Dörfern wagen.
GPS-Daten zeigen, dass Löwen viel Zeit an ihren Rissen verbringen, aber nicht jeder längere Aufenthalt bedeutet eine Jagd. Manchmal ruhen sie einfach, paaren sich oder kümmern sich um ihre Jungen. Deshalb ist die Überprüfung vor Ort so wichtig, um das Verhalten korrekt einzuordnen.
Vor allem Löwinnen mit Jungen bevorzugen Gegenden mit dichter Deckung in der Nähe von Wasserlöchern. Diese bieten Schutz und gleichzeitig gute Chancen für einen erfolgreichen Hinterhalt. Männliche Löwen hingegen streifen häufiger weit umher und überschreiten manchmal die Grenzen der Schutzgebiete auf der Suche nach Nahrung oder Territorium. Genau diese Bewegungen führen zu einem höheren Konfliktrisiko mit Menschen und deren Vieh.

Leoparden: Meister der Tarnung
Leoparden sind noch scheuer als Löwen und leben alleine. Sie verlassen sich nicht auf Kraft oder Kooperation, sondern auf ihre Fähigkeit, unbemerkt zu bleiben. Meist erlegen sie mittelgrosse Beutetiere, die sie dann oft in Bäume ziehen, um sie vor grösseren Konkurrenten zu sichern. Weil Leoparden so schwer zu beobachten sind, sind GPS-Daten besonders wertvoll, um ihre Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmuster zu verstehen. Genau wie Löwen greifen auch sie manchmal Nutztiere an, wenn sich die Gelegenheit in der Nähe von Siedlungen bietet. Indem wir diese Ereignisse dokumentieren, können wir Muster erkennen und herausfinden, wo Konflikte am ehesten auftreten – und dort gezielt Massnahmen ergreifen.

Räuber-Beute Dynamik
Die Verfügbarkeit und Verteilung von Beutetieren prägen das Verhalten der Grosskatzen. In trockenen Lebensräumen wie der Kalahari sammeln sich Pflanzenfresser besonders während der Trockenzeit um die wenigen Wasserstellen. Das zieht wiederum Raubtiere an – und schafft Zonen, in denen das Risiko für die Beutetiere besonders hoch ist.
Doch das Bild ist komplexer. Beutetiere sind nicht einfach passiv, sie entwickeln Strategien, um ihre Chancen zu erhöhen: Sie ziehen in grösseren Gruppen umher oder meiden zu bestimmten Zeiten besonders gefährliche Gebiete. Leoparden und Löwen müssen ihre Jagdmethoden ständig anpassen, um erfolgreich zu bleiben. So entsteht ein dynamisches Gleichgewicht, das sich mit den Jahreszeiten, dem Wetter und auch mit der Anwesenheit von Menschen verschiebt.
Indem wir die Ernährung der Grosskatzen über längere Zeiträume hinweg beobachten, sehen wir, wie flexibel oder spezialisiert ihr Jagdverhalten wirklich ist. Bevorzugen Löwen bestimmte Beutetiere unabhängig von deren Verfügbarkeit? Wechseln Leoparden in trockenen Jahren auf leichtere Beute? Solche Fragen sind entscheidend für den Naturschutz, weil sie zeigen, welche Beutetierarten besonders wichtig sind, um gesunde Grosskatzenpopulationen zu erhalten.

Zusammenleben von Mensch und Wildtieren
Eines der dringendsten Themen im Naturschutz ist heute das Überschneiden der Lebensräume von Wildtieren und Menschen. Rund um das Khutse Game Reserve und den südlichen Teil der Zentral-Kalahari weiden Nutztiere oft nahe an den Grenzen der Schutzgebiete. Zäune, die Konflikte verhindern sollen, werden von Elefanten beschädigt oder von Grosskatzen durchbrochen – so finden Leoparden und Löwen immer wieder Wege hinaus.
Wenn Nutztiere gerissen werden, kann dies zu Vergeltungsmassnahmen führen – oft mit dem Verlust von Grosskatzen und einer Eskalation der Spannungen. Indem wir genau dokumentieren, wann und wo Nutztierrisse passieren, liefern wir wichtige Daten, um gezielte Lösungen zu entwickeln. So können wir zum Beispiel zeigen, in welchen Jahreszeiten das Risiko besonders hoch ist. Diese Informationen helfen Gemeinden, ihre Weidepraktiken anzupassen, Gehege zu verstärken oder Schutzmassnahmen gezielt einzusetzen.
Das Ziel ist klar: nicht nur die Verluste der Bauern verringern, sondern auch die Zukunft von Löwen und Leoparden sichern. Naturschutz kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Menschen vor Ort sich unterstützt fühlen und nicht allein die Kosten dafür tragen müssen, dass sie Seite an Seite mit Grosskatzen leben.