Leopard Ecology & Conservation Leopard and Lion Research

Populationsdichte der Leoparden

Warum die Beobachtung von Leoparden wichtig ist
Leoparden gehören zu den scheuesten Grosskatzen Afrikas. Sie kommen in vielen Landschaften vor, doch ihre heimliche Lebensweise macht sie schwer zu erforschen. In der Kalahari Botswanas wird vermutet, dass ihre Dichte im Vergleich zu anderen Regionen eher gering ist – eine besondere Herausforderung für den Naturschutz. Verlässliche Daten über die Anzahl und Bewegungen von Leoparden sind entscheidend, um gute Entscheidungen treffen zu können: sei es bei der Verwaltung von Schutzgebieten, der Entwicklung nationaler Strategien oder beim Vermeiden von Konflikten mit Menschen an den Rändern der Reservate.

Unsere Projekt zur Populationsdichte der Leoparden geht genau dieser Frage nach – mit einem der effektivsten Werkzeuge, die es heute gibt: Fotofallen. Diese Geräte arbeiten Tag und Nacht, fangen unauffällig Bilder von vorbeiziehenden Tieren ein und ermöglichen so eine kontinuierliche Überwachung, ohne die Wildtiere zu stören oder ihr Verhalten zu verändern. Indem wir uns auf Leoparden und andere Raubtiere konzentrieren, entsteht ein immer klareres Bild der Räuberpopulationen im Khutse Game Reserve und darüber hinaus. Langfristiges Ziel ist es, robuste Populationsschätzungen zu erstellen und ihre Veränderungen im Lauf der Zeit zu verfolgen – entscheidende Schritte, um das Überleben der Leoparden in der Kalahari zu sichern.

Die Rolle der Fotofallen
Fotofallen sind bewegungsgesteuerte Kameras, die auslösen, sobald ein Tier vorbeigeht. Bei LEC setzen wir Kameras mit Blitztechnik ein, die selbst nachts, wenn Raubtiere am aktivsten sind, hochauflösende Farbbilder liefern. Das ist besonders wichtig für Leoparden, denn ihre Fellmuster sind so einzigartig wie Fingerabdrücke. So können wir einzelne Tiere präzise identifizieren.

Das Untersuchungsdesign basiert auf einem Gitternetz, das sorgfältig berechnet wird, um das riesige, halbtrockene Forschungsgebiet optimal abzudecken. Die Kameras werden in regelmässigen Abständen installiert – oft in der Nähe von Wasserstellen, Wildwechseln oder anderen Landschaftsmerkmalen, die Tiere häufig nutzen. Jede Station hat eine oder zwei Kameras, so positioniert, dass beide Körperseiten eines Tieres aufgenommen werden können. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, denselben Leoparden wiederzuerkennen – eine wichtige Voraussetzung für zuverlässige Populationsmodelle.
Da es in unserem Untersuchungsgebiet nur wenige Strassen gibt und die Wilddichte gering ist, wären direkte Beobachtungen kaum verlässlich. Fotofallen lösen dieses Problem, indem sie rund um die Uhr Tiere aufzeichnen, die sonst verborgen blieben. Gleichzeitig liefern sie Daten zu vielen anderen Arten – von Beutetieren bis hin zu seltenen Raubtieren – und machen die Studie so noch wertvoller.

Projektdesign und Umsetzung
Die Datenerhebung erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 4’400 km², die in vier Blöcke unterteilt ist. Jeweils zwei Blöcke werden gleichzeitig für 60 Tage überwacht, bevor die nächsten zwei an der Reihe sind. Dieser gestaffelte Ansatz sorgt dafür, dass die Abdeckung gründlich und logistisch machbar bleibt.

Um Störungen zu minimieren, verwenden wir weder Köder noch Lockmittel. Die Kameras werden etwa einen halben Meter über dem Boden angebracht, leicht geneigt zu Wildwechseln oder offenen Flächen, wo Tiere am ehesten vorbeikommen. Sie stecken in robusten Schutzgehäusen und sind oft zusätzlich mit Dornenzweigen gesichert, damit Elefanten sie nicht beschädigen. Jede Kamera macht Bildserien, wenn sie ausgelöst wird. Die Speicher werden regelmässig eingesammelt, und die Bilder anschliessend vom Forschungsteam ausgewertet.
Ein wichtiger Teil dieser Arbeit ist die Nutzung moderner Datenanalyse. Zuerst werden die Bilder mit einer KI-basierten Plattform namens TrapTagger vorsortiert, um die Arten effizient zu bestimmen. Unsichere Fälle prüft das LEC-Team manuell nach. Für Leoparden verwenden wir zusätzlich eine spezielle Software – African Carnivore Wildbook –, die Fellmuster abgleicht und so die Wiedererkennung einzelner Tiere unterstützt. Diese Kombination aus Feldarbeit und modernster Technik sorgt dafür, dass unsere Daten präzise und belastbar sind.

Leoparden und andere Raubtiere
Obwohl Leoparden im Mittelpunkt stehen, erfassen die Kameras auch andere Raubtiere wie Löwen, Geparden und Hyänen. Diese „Nebenfunde“ bereichern den Datensatz und geben uns wertvolle Einblicke in die gesamte Räubergemeinschaft. Zu wissen, wie verschiedene Raubtiere sich räumlich und zeitlich überschneiden, hilft uns, Konkurrenz, Beutenutzung und die Dynamik des Ökosystems besser zu verstehen. Zeigen die Daten zum Beispiel, dass in Gebieten mit weniger Löwen mehr Leoparden auftauchen, könnte das darauf hindeuten, dass Leoparden ihr Verhalten anpassen, um direkte Konkurrenz zu vermeiden. Auch das Auftreten von Hyänen gibt Hinweise, etwa über die Verfügbarkeit von Kadavern oder das Aasfresserverhalten. Diese breiteren ökologischen Erkenntnisse sind wertvoll für den Naturschutz, weil sie die enge Vernetzung aller Arten in der Kalahari sichtbar machen.

Verbindung zu Naturschutzzielen
Unsere Projekt zur Populationsdichte der Leoparden unterstützt direkt den „Leopard Management and Action Plan Botswanas (2022–2027)“, der betont, wie wichtig wissenschaftlich fundierte Bestandsaufnahmen sind. Genau das liefern die Fotofallen: standardisierte, wiederholbare Daten, die zwischen Regionen und Jahren verglichen werden können.
Auf lokaler Ebene helfen die Ergebnisse den Managern des Khutse Game Reserve, fundierte Entscheidungen für den Schutz der Grosskatzen zu treffen. Auf nationaler Ebene fliessen die Daten in grössere Monitoring-Programme ein, darunter auch in die nationale Leopardenerhebung der Behörde für Wildtiere und Nationalparks (Department of Wildlife and National Parks). So stellen wir sicher, dass unsere Resultate nicht nur wissenschaftlich wertvoll, sondern auch direkt nützlich für Politik und Management sind.

Fortschritte und nächste Schritte
Die erste grosse Fotofallen-Erhebung wurde 2023 erfolgreich abgeschlossen und deckte Khutse und den südlichen Teil der Zentral-Kalahari ab. 2025 haben wir die Erhebung wiederholt, um die Populationsschätzungen zu präzisieren und Veränderungen zu erkennen. Solche Wiederholungen sind entscheidend, um festzustellen, ob die Leopardenbestände stabil, wachsend oder unter Druck sind.
Für 2026 plant LEC, die Arbeit über die Grenzen der Schutzgebiete hinaus auszuweiten. Mit Kameras in Gemeinschaftsgebieten, wo Menschen und Nutztiere häufiger vorkommen, können wir untersuchen, wie Leoparden diese Landschaften nutzen. Diese Erweiterung ist ein wichtiger Schritt, um das Zusammenleben von Menschen und Leoparden besser zu verstehen – und um Strategien zu entwickeln, die Konflikte reduzieren, während gleichzeitig lebensfähige Bestände erhalten bleiben.